Sie schützen beim Gleitschirmfliegen vor Kälte, Sonne und Verletzungen: Je nach Jahreszeit und Flugdisziplin bieten sich unterschiedliche Arten von Handschuhen an. Was einen guten Gleitschirm-Handschuh ausmacht und worauf du beim Kauf achten solltest, erklären wir dir in diesem Beitrag.
Bei der Flugschule Appenzell sind wir der Auffassung, dass Handschuhe ebenso zu einer kompletten Gleitschirmausrüstung gehören, wie ein robuster Helm, gutes Schuhwerk oder eine hochwertige Sonnenbrille. Handschuhe halten die Hände während des Fluges warm und schützen sie auch vor Verletzungen. Beispielsweise, wenn beim Starkwindstart unverhofft in die Leinen gegriffen werden muss oder die Leinen beim Loslassen der „Ohren“ über die Finger scheuern.
Je nach Anwendungsbereich und Jahreszeit bieten sich verschiedene Arten von Handschuhen zum Gleitschirmfliegen an. So reicht im Sommer ein dünner und atmungsaktiver Handschuh, während im Winter vor allem gute Isolationseigenschaften eine zentrale Rolle spielen. Bei tiefen Temperaturen kommen sogar heizbare Handschuhe zur Anwendung. Nachfolgend stellen wir dir die verschiedenen Handschuhe zum Gleitschirmfliegen vor und geben dir Tipps, wie du deine Finger auch bei arktischen Minustemperaturen im Winter oder Frühling kuschelig warm hältst.
Der ideale Handschuh zum Gleitschirmfliegen
Robust: Wenn Leinen durch die Hände schleifen, können hohe Temperaturen entstehen und Handschuhe durchscheuern. Auch gewisse Bremsgriff-Haltungen können den Handschuhen mit der Zeit ordentlich zusetzen. Daher ist es wichtig, dass ein guter Handschuh zum Gleitschirmfliegen aus widerstandsfähigen Materialien ist.
Warm: Wer hoch hinaus will, tut auch während der Sommermonate gut daran, seine Hände vor der Kälte zu schützen. Wie dick die Isolationsschicht eines Handschuhs sein sollte, hängt stark von den Bedürfnissen respektive der Kälteempflindlichkeit des Piloten oder der Pilotin ab. In der Tendenz sollte der Handschuh eher zu warm als zu kalt sein.
Tastgefühl: Beim Gleitschirmfliegen ist Fingerspitzengefühl gefragt. Der ideale Handschuh zum Gleitschirmfliegen gibt nicht nur warm und schützt die Hände, sondern ermöglicht gleichzeitig ein gutes Gefühl in den Fingern und ist bequem.
Der Minimalist
Dieser Handschuh ist vor allem ein mechanischer Schutz für deine Hände und ideal für sommerliche Abgleiter, Acromanöver oder Soaringflüge an der Küste. Im Sommer kann er bei Flügen in grösseren Höhen gut mit einem Überziehhandschuh (siehe unten: „Der Wärmepanzer“) kombiniert werden. Da der Handschuh äusserst leicht und platzsparend ist, eignet er sich auch gut für Hike&Fly-Touren.
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Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Lederhandschuhe deutlich länger halten als Handschuhe, die ausschliesslich aus Textilien bestehen. Insbesondere am Zeigefinger sollte der Handschuh mit (Kunst-) Leder verstärkt sein, damit der Handschuh auch bei Halbgewickelter Bremshaltung länger hält.
Die Handschuhe von Basisrausch können wir sehr empfehlen und du findest diese auch bei uns im Shop. In dieser Kategorie erweisen sich auch etwas günstigere Modelle aus dem Baumarkt als zweckdienlich.
Der Allrounder
Im Sommer werden die Hände etwas schwitzig, im Winter gefrieren sie dafür nicht ganz: Auch wenn diese eierlegende Wollmilchsau die Temperaturextreme nicht ganz so leicht wegsteckt, dürfte sie der ideale Kompromiss sein. Der Allrounder ist wohl der Handschuh zum Gleitschirmfliegen, der die grösste Pilotengruppe anspricht. Diese Handschuh schafft den Spagat zwischen gutem Schutz und ausreichend gutem Gefühl. In Kombination mit Überziehhandschuhen decken diese Handschuhe von Frühsommer bis Herbst sämtliche Temperaturbereiche ab.
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Das Modell Kristall von Basisrausch erfüllt eine ausgeklügelte Kombination aus Tragekomfort, hervorragendem Grip, Wärme (extra lange Stulpe über das Handgelenk) und Robustheit. Wer sich für ein anderes Modell entscheidet, sollte darauf achten, dass die Handschuhe über die Handgelenke hinaus reichen. Somit kann die Jacke über den Handschuh gezogen werden kann und die Handgelenke bleiben warm.
Der Isolator
Was dieser Handschuh an zusätzlicher Wärme mitbringt, büsst er beim Gefühl ein. Wer jedoch etwas kälteempfindlichere Hände hat, entscheidet sich für diese Art von Handschuh. Das Modell von Basisrausch entspricht einem Skihandschuh und ist in Kombination mit dem Überziehhandschuh Basisrausch Onyx die perfekte Ganzjahreslösung.
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Als Alternative zum Modell Graphit EVO von Basisrausch eignen sich bei tieferen Temperaturen auch Skihandschuhe. Da diese jedoch meist nicht gegen die mechanische Beanspruchung der Leinen konstruiert sind, entstehen rasch Scheuerstellen. Besser als Skihandschuhe eignen sich isolierte Eiskletter-Handschuhe, die häufig über einen sehr guten Grip verfügen.
Der Wärmepanzer
Dieser Überziehhandschuh macht aus (fast) jedem Fingerhandschuh einen 4-Season-Handschuh! Die Fäustlinge lassen sich prima im Cockpit oder in der Jackentasche verstauen und können im Flug bei Bedarf über die Fingerhandschuhe angezogen werden. Wer die Überzieher bereits beim Start tragen möchte, findet im Fachhandel auch Drei-Finger-Fäustlinge. Bei diesen Modellen ist der Daumen und Zeigefinger frei. Das vereinfacht das Leinensortieren und der Notschirmgriff lässt sich besser greifen. Zudem lassen sich 2-Leiner mit Drei-Finger-Fäustlingen besser über die hinteren Traggurten steuern.
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Wer sich im Fachhandel nach alternativen Überziehhandschuhen (bspw. Drei-Finger-Handschuh) umschaut, sollte darauf achten, dass der original Innenhandschuh vom Aussenhandschuh getrennt werden kann. Auch sollte man sich allenfalls für eine grössere Grösse entscheiden. So kann der Fäustling leicht über den Fingerhandschuh gezogen werden. Hier lohnt es sich, die Handschuhe im Laden mit dem verwendeten Fingerhandschuh auszuprobieren und nicht online zu kaufen!
Der Kachelofen
Für die Kombination aus kälteempfindlichen Händen und arktischen Minustemperaturen kann wohl kaum ein Handschuh zum Gleitschirmfliegen dick genug sein. Zumindest will man sich eine Startvorbereitung mit solch dicken Dingern nicht vorstellen. Zusätzliche Wärme bringen Heizhandschuhe sowie Einweg- und Mehrweg-Handwärmer. Je nach Heizstufe halten die Akkus von Heizhandschuhen zwischen 2-10 Stunden. Einweg-Handwärmer geben bis zu einem Tag warm und wiederverwendbare Gel-Wärmer nehmen in ihrer Heizleistung leider bereits nach 1-2 Stunden ab. Je nach Dicke und Grösse lassen sich die Wärmekissen prima zwischen Aussen- und Innenhandschuh platzieren. Gegenüber dem Heizhandschuh haben sie jedoch den Nachteil, dass sie meist nur die Handfläche respektive den Handrücken wärmen und die Finger rasch auskühlen.
Kauftipp (zum Lesen klicken!)
Wer sich für einen Heizhandschuh entscheidet, tut gut daran, sich im Netz und Foren nach Test- und Erfahrungsberichten zu den verschiedenen Modellen umzuschauen. Erfahrungen in unserem Bekanntenkreis haben gezeigt, dass selbst Heizhandschuhe von namhaften Gleitschirmherstellern in ihrer Qualität nicht immer zu überzeugen vermögen. Der grösste „G’fröhrli“ unter unsern Fluglehrern schwört auf den heizbaren Innenhandschuh des schwedischen Herstellers Hestra, welcher sich in Kombination mit dem Aussenhandschuh des Drei-Finger-Handschuhs super zum Streckenfliegen im Frühjahr eignet.